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Bündner Saurier zeigt erstmals seine bizarre Schuppenpanzerung

Graubünden vor 241 Millionen Jahren – anstatt inmitten hoher Berge sonnt sich eine kleine Echse am Inselstrand eines warmen Flachmeeres, in dem sich viele Fische und Meeresreptilien tummeln. Diese Geschichte erzählt ein exzellent erhaltener Neufund des Sauriers Eusaurosphargis dalsassoi, den Paläontologen der Universität Zürich erforscht haben.

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Rekonstruktion des Sauuriers.
Lebenrekonstruktion des Bündner Saurieres. (Beat Scheffold, Paläontologisches Institut und Museum, Universität Zürich)

Der Bündner Saurier war mit ca. 20 Zentimeter Länge zwar klein und ein Jungtier, aber seine Haut war schon stark mit verschiedenartig gestalteten, glatten, zackigen, oder auch dornenartigen Hautknochenplatten gepanzert. Sein Skelett deutet auf ein Leben an Land hin, obwohl das Tier zusammen mit Fischen und Meeresechsen gefunden wurde. Es wurde in der 241 Millionen Jahre alten Kalkschichten der Prosanto-Formation bei der Ducanfurgga auf 2740 Meter Höhe südlich von Davos im Kanton Graubünden entdeckt.  Das schweizerisch-britische Forscherteam um Torsten Scheyer, Paläontologe an der Universität Zürich und James Neenan vom Oxford University Museum of Natural History vermutet daher, dass es von einer nahe gelegenen Insel in das Meeresbecken gespült und hier nach dem Tod in fein geschichtete Meeresablagerungen eingebettet wurde.

Skelett und Aussehen rekonstruiert

Beschrieben wurde die Art Eusaurosphargis dalsassoi erstmals vor 14 Jahren anhand eines nur teilweise erhaltenen und komplett zerfallenen Exemplars aus der Gegend des schweizerisch-italienischen UNESCO-Weltnaturerbes Monte San Giorgio. Der neue Fund aus den Bündner Bergen dagegen ist sehr gut erhalten und erlaubte erstmals, das Skelett und das Aussehen dieses Tieres zu rekonstruieren.

Dabei zeigte sich Erstaunliches: Eusaurosphargis dalsassoi sieht den Gürtelschweifen (Cordyliden) äusserlich sehr ähnlich, einer Gruppe von kleinen Schuppenechsen, die meist Trockengebiete im südlichen Teil Afrikas bewohnen. Einige der ebenfalls stärker gepanzerten Gürtelschweifarten hätten aufgrund ihres Aussehens als Vorlage für mythische Drachenlegenden dienen können. «Dies ist ein Fall von konvergenter Entwicklung, da die ausgestorbene Art nicht nahe mit den heutigen afrikanischen Echsen verwandt ist», erklärt Scheyer.

Verwandt mit Helveticosaurus

Vielmehr bestätigt die genaue Überprüfung der Verwandtschaftsverhältnisse, dass es sich bei seinen nächsten Verwandten um Meeressaurier wie die Fischsaurier (Ichthyosauria), die Flossenechsen (Sauropterygia) oder auch das eigenartige schweizerische Meeresreptil Helveticosaurus handelt, die alle vom Monte San Giorgio bekannt sind. Das Skelett von Eusaurosphargis zeigt aber weder einen stromlinienförmigen Körperbau noch zu Flossen umgewandelte Arme und Beine und auch keinen Ruderschwanz; was auf ein Leben im Meer hindeuten würde.

Fund zunächst als Fischrest identifiziert

Entdeckt wurde das erstaunliche Fossil schon vor 15 Jahren von dem Amateurpaläontologen und Präparator Christian Obrist, während systematischer Fossiliengrabungen der Universität Zürich unter der Leitung von Heinz Furrer, die vom Bündner Naturmuseum Chur und vom Kanton Graubünden unterstützt wurden. Es dauerte dann allerdings mehr als ein Jahrzehnt bis der wissenschaftliche Wert des aussergewöhnlichen Fundes allmählich durch aufwändige Präparation erkannt wurde. Das Fossil wurde nämlich anfangs als einfacher Fischrest identifiziert. «Die Grabungen an der Ducanfurgga dauern bis heute an und werden hoffentlich auch noch in Zukunft den ein oder anderen spektakulären Fund zu Tage bringen», hofft Furrer.

 

Literatur:

Scheyer, Torsten, Neenan James M., Bodogan Timea, Furrer Heinz, Obrist Christian, and  Plamondon Mathieu. A new, exceptionally preserved juvenile specimen of Eusaurosphargis dalsassoi (Diapsida) and implications for Mesozoic marine diapsid phylogeny. Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-017-04514-x.

 

Weiterführende Informationen

Kontakt

PD Dr. Torsten M. Scheyer

Paläontologisches Institut und Museum

Universität Zürich

Tel. +41 44 635 23 22

E-Mail