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10 Uhr
Morgenspaziergang im Park beim Russell Square. Hier hatte ich mich Anfang der Woche mit Aliénor Nina Burghartz getroffen. Die UZH-Studentin verbringt im Moment ein Jahr am King’s College London – genauer gesagt an der Dickson Poon School of Law. Mit dieser bietet die Rechtswissenschaftliche Fakultät der UZH seit 2009 einen Double Degree Masterstudiengang an. Dabei studiert man je ein Jahr an der UZH und in London.
Burghartz hat an der UZH zuerst je ein Bachelorstudium in Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften absolviert. Im Doppelmaster kann sie nun ihr Wissen perfekt verbinden, denn sie spezialisiert sich auf internationales Wirtschaftsrecht. Noch bis August 2016 ist sie dazu in London. Mehr über ihren Aufenthalt wird sie in der Oktoberausgabe des UZH Journals erzählen. Wer schon jetzt wissen will, was UZH-Austauschstudierende in London und anderen Städten erleben, wird auf der Website der Abteilung Internationale Beziehungen fündig (Erfahrungsberichte).
16 Uhr
Die Abschlussveranstaltung der UZH im Rahmen von «Zürich meets London» bestand aus einem Podiumsgespräch zum Thema «Regulierung der Finanzmärkte»: Ein wichtiges Thema sowohl für Zürich wie London. Gemäss dem aktuellen Global Financial Centres Index liegt London auf Platz 1 der weltweit wichtigsten Finanzplätze – Zürich folgt auf Rang 6.
An der Universität Zürich besteht seit 2013 ein Universitärer Forschungsschwerpunkt (UFSP) zum Thema Finanzmarktregulierung. Dabei arbeiten Wirtschafts- und Rechtswissenschaften interdisziplinär zusammen.
18 Uhr
Beginn des Podiumsgesprächs am Institute of Advanced Legal Studies. Die Universität Zürich war mit den Rechtsprofessoren Rolf Weber und Kern Alexander und mit Ökonomieprofessor Thorsten Hens vertreten. Von der London School of Economics (LSE) nahm Niamh Moloney teil. Die Rechtsprofessorin hat sich auf die Finanzmarktregulierung der Europäischen Union spezialisiert. Im April weilte sie für einen Gastaufenthalt an der UZH.
Gemäss Thorsten Hens werden die Regulierungen der Finanzmärkte weltweit seit der Finanzkrise verschärft. Dabei sei der Finanzmarkt in London tendenziell stärker reguliert als derjenige in der Schweiz. Grossbritannien gehe in einigen Punkten sogar weiter als die EU, die nur eine Rahmenregulierung vorgebe.
Für Kern Alexander macht die Verschärfung der Regulierungen oft Sinn. Er präsentierte den Fall eines britischen Bürgers, der kurz vor der Finanzkrise 140'000 Euro in ein Finanzkonstrukt einer Schweizer Bank investierte – und alles verlor. Der Kunde klagte vor dem britischen Ombudsmann gegen die Bank, sein Anspruch auf Kompensation wurde aber abgelehnt. Für Kern Alexander war es ein klarer Fall von so genanntem «Misselling». Der Kunde sei zwar ein grosses Risiko eingegangen, aber ungenügend beraten worden und es wurde ihm ein unpassendes Produkt verkauft.
Alexander plädierte dafür, dass Banken die Risiken ihrer Finanzprodukte klarer aufzeigen – bis hin zu farbigen Punkten, bei denen «rot» etwa ein sehr hohes Risiko von Wertschwankungen anzeigt. Mehrfach wurde auf dem Podium betont, dass es bei Finanzgeschäften nicht nur um rechtliche Aspekte gehe, sondern auch um eine Frage der Kultur einer Bank, sprich: wie sie mit ihren Kundinnen und Kunden umgehe.
Trotzdem sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für Finanzplätze in aller Welt sehr wichtig. Infolge der Globalisierung und Verflechtung der Finanzmärkte werden internationale Standards immer bedeutender. Die Schweiz hat ihre Finanzmarktregulierung in den letzten Jahren grundlegend überarbeitet. Der Bundesrat hat Anfang Jahr das Finanzmarktinfrastrukturgesetz und die entsprechende Verordnung in Kraft gesetzt. In der Europäischen Union soll Mifid II, ein Kernstück der Wertpapier- und Kapitalmarktregulierung, Anfang 2018 in Kraft treten.
Die Mitglieder des Universitären Forschungsschwerpunkts Finanzmarktregulierung an der UZH bringen ihre Erkenntnisse auch in die Gesellschaft ein. So haben sie sich beispielsweise mit konkreten Vorschlägen in die Vernehmlassungen zu den Gesetzesänderungen in der Schweiz eingebracht.
20 Uhr
Zum Ausklang der UZH-Beteiligung an «Zürich meets London» fanden sich im noblen «Hotel Russell» im Hochschulquartier rund 20 Mitglieder des Alumni UZH UK Chapter zum Dinner ein. Sie nutzen die Gelegenheit, mit den Professoren des Podiumsgesprächs und mit UZH-Prorektor Christian Schwarzenegger austauschen zu können. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zur bevorstehenden «Brexit»-Abstimmung. Eine Kurzumfrage unter den Anwesenden zeigte: Fast alle gehen davon aus, dass der britische Austritt aus der Europäischen Union abgelehnt wird. Ob sie Recht haben, wird sich am 23. Juni zeigen.
23 Uhr
Auf dem Weg zurück ins Hotel: Yasmine Inauen, Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen der UZH, zieht Bilanz. Sie ist erfreut über das Gelingen von «Zürich meets London»: Die UZH habe ihre Kontakte zu wichtigen Partneruniversitäten in London pflegen und vertiefen können – sowohl auf der Ebene der einzelnen Forschenden wie auch der Universitätsleitungen. «Nicht zuletzt förderte die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Kanton Zürich auch das gegenseitige Verständnis», sagt Inauen. Beschlossen ist noch nichts, aber vielleicht werden sich nach «Zürich meets New York» im Jahre 2014 und «Zürich meets London» Stadt und Kanton Zürich und die Zürcher Hochschulen schon im kommenden Jahr wieder gemeinsam auf der internationalen Bühne präsentieren – in Hongkong.