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Roboter im Pflegeheim und als Angestellte in einem neu eröffneten Hotel: Die Japanerinnen und Japaner sind technikbegeistert. Mit der von Ministerpräsident Shinzo Abe ausgerufenen «Robot Revolution» soll Japan zur weltweit führenden Nation bei der Anwendung von Robotern in der Gesellschaft werden. Auch die Schweiz ist vorne mit dabei, wenn es etwa um die Entwicklung von neuen Technologien zur Rehabilitation nach Unfällen geht.
Kooperationen zwischen schweizerischen und japanischen Universitäten bieten sich deshalb an. Die Universität Zürich hat 2013 ein erstes gemeinsames Symposium mit der Kyoto University durchgeführt, damals in Zürich. Anfang November fand jetzt das 2. Swiss-Kyoto-Symposium statt, diesmal in Kyoto. Seitens der UZH nahmen unter anderem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kunstgeschichte, Medizin, Gerontologie, Anthropologie und Rechtswissenschaft teil (vgl. Kasten).
Florent Thouvenin, Professor für Informations- und Kommunikationsrecht an der UZH, leitete am Symposium einen Workshop zum Thema «Digital Society and Big Data Era». Die zentrale Frage dabei: Inwiefern stellt die Digitalisierung die Gesellschaft vor neue rechtliche Herausforderungen? Thouvenin forscht dazu unter anderem im Rahmen des neu gegründeten Center for Information Technology, Society, and Law (ITSL) an der UZH. Die Forschung soll in Zukunft noch vermehrt in Kooperation mit der Kyoto University geschehen.
«Als Thema für Kooperationen bietet sich etwa die Frage an, inwiefern das Konzept der Privatsphäre aufgrund der Digitalisierung überdacht und rechtlich neu definiert werden muss», sagt Thouvenin. Zudem stelle sich die Frage, ob und wie das Eigentum an Daten geregelt werden muss. Ein Austausch mit Wissenschaftlern aus Kyoto dazu sei sehr interessant, weil die japanische Gesellschaft sehr technikaffin sei. So habe die japanische Regierung kürzlich bereits zur Frage Stellung genommen, ob Maschinen mit künstlicher Intelligenz – etwa Software, die automatisch Texte schreibt – auch Urheberrechte zugesprochen werden sollen. Die vorläufige Antwort der japanischen Regierung lautet «Nein», aber die Diskussion wird weitergehen. «In der Schweiz hat sie erst begonnen», sagt Thouvenin.
Die Liste der Kooperationen zwischen UZH und Kyoto University ist seit dem ersten Symposium 2013 länger geworden. Im vergangenen Jahr entstanden aus der Zusammenarbeit unter anderem 23 gemeinsame Publikationen – insbesondere in den Naturwissenschaften. «Die Kyoto University ist eine der besten Hochschulen in Japan und beispielsweise führend in der biologischen und Stammzellen-Forschung», sagt Yasmine Inauen, Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen der UZH.
Weil Japan die weltweit am schnellsten alternde Gesellschaft sei, biete sich auch die Kooperation mit dem Universitären Forschungsschwerpunkt «Dynamik Gesunden Alterns» der UZH an. Weiter ausgebaut werden soll gemäss Inauen zudem der Studierendenaustusch mit der Kyoto University und anderen japanischen Hochschulen. Im vergangenen Jahr weilten 26 japanische Studierende an der UZH.
Bereits seit mehr als 20 Jahren kooperiert Hans Bjarne Thomsen mit Universitäten in Japan. In seinem Fall liegt das umso mehr auf der Hand, als Thomsen UZH-Professor für Ostasiatische Kunstgeschichte ist. Seine Kooperation mit der Kyoto University geht auf die Zeit seiner Dissertation Mitte der 1990er-Jahre zurück. «Im Moment habe ich mindestens 15 laufende Forschungsprojekte mit rund 20 japanischen Universitäten», sagt Thomsen. Die Motivation dazu ergebe sich für die beiden Seiten einerseits aus ganz praktischen Gründen: Westliche Forschende suchen den Zugang zu Kunstobjekten und Kunstsammlungen in Japan. Japanische Forschende sind umgekehrt daran interessiert, japanische Kunstobjekte in Museen ausserhalb Japans zu erforschen. «Kontakte zu Wissenschaftlern vor Ort öffnen die Türen zu solchen Sammlungen» sagt Thomsen.
Akademische Kooperationen zwischen Ost und West seien aber auch aufgrund der unterschiedlichen Sichtweisen interessant. Differenzen zeigen sich von den theoretischen Ansätzen bis zu lokalen Traditionen, religiösen Aspekten und kulturellen Taboos: «Je mehr Sichtweisen wir kennenlernen und berücksichtigen können, desto besser können wir asiatische Kunst verstehen und interpretieren», so Thomsen. Entsprechend intensiv ist an seinem Lehrstuhl der personelle Austausch zwischen Ost und West. Studierende aus Japan – wie auch aus China und Südkorea – weilen regelmässig an der UZH und Zürcher Studierende in Asien.
Am Symposium von Anfang November hat Thomsen weitere Forschungsprojekte mit seinen Kollegen der Kyoto University aufgleisen können. Diese werden schon bald in die Schweiz reisen, um japanische Kunst in Schweizer Museen zu untersuchen. Thomsen selber weilt derzeit noch in Kyoto – für ein zweimonatiges Sabbatical.