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Vor noch nicht allzu langer Zeit waren Professorinnen an der UZH eine seltene Erscheinung. Als 1989 die ersten Weichen für eine Entwicklung hin zu gerechteren Geschlechterverhältnissen gestellt wurden, waren gerade einmal 2,4 der Lehrstühle mit Frauen besetzt. Inzwischen liegt der Anteil der Professorinnen immerhin bei 22,3 Prozent. Der Anteil sei in letzter Zeit zwar spürbar gestiegen, aber immer noch deutlich zu tief, sagte Michael Hengartner in seiner Begrüssungsansprache am diesjährigen Professorinnen-Apéro.
Lobend hob der Rektor hervor, dass die Gleichstellungsarbeit an der UZH gut etabliert sei und viel Positives bewirkt habe. «An der UZH hat sich eine Kultur der Gleichstellung herausgebildet», stellte er fest – und fügte an, dass die Zeit nun reif dafür sei, den Blick auszuweiten. Neben der Geschlechtszugehörigkeit gebe es auch andere Merkmale, die zu Benachteiligungen führen könnten – so zum Beispiel sexuelle Orientierung, gesundheitliche Beeinträchtigungen, soziale Herkunft oder kulturelle Prägung.
Diversität sei eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Universität und einer der Kernwerte der UZH. Deshalb, so gab Hengartner bekannt, habe die Universitätsleitung der Abteilung Gleichstellung den Auftrag erteilt, zu erwägen, ob neben der seit zehn Jahren bestehenden Gender-Policy auch eine Diversity-Policy von Nutzen sein könnte. Damit solle das Anliegen der Geschlechtergleichstellung keineswegs relativiert werden. Vielmehr gehe es darum, die bisherigen Bemühungen um die Chancengleichheit zu ergänzen. «Ich bin überzeugt, dass das grosse Know-how, das die UZH zur Genderthematik erarbeitetet hat, für den gesamten Bereich der Diversity fruchtbar gemacht werden kann», sagte Hengartner.
Christiane Löwe, Leiterin der Abteilung Gleichstellung, nahm diesen Ball auf – und regte die versammelten Professorinnen an, sich Gedanken darüber zu machen, was Vielfalt überhaupt bedeute und wie sie gefördert werden könne. Tatiana Crivelli Speciale, Professorin für italienische Literaturwissenschaft und Präsidentin der Gleichstellungskommission, machte in ihrem Input-Referat auf das Spannungsverhältnis aufmerksam, das zwischen dem Streben nach Gleichheit und dem Streben nach Diversität bestehe. Die Herausforderung, sagte sie, liege darin, universelles Recht zu beachten und gleichzeitig individuellen Identitäten Rechnung zu tragen.
In der lebhaften Diskussion, die darauf folgte, ging es unter anderem darum, wie Vielfalt organisiert und institutionell repräsentiert werden kann. Und bevor dann der eigentliche Apéro begann, veranschaulichte ein Mimen-Duo in einer erfrischenden Stehgreifdarbietung, worauf es auch noch ankommt, wenn man ein Klima befördern will, indem Verschiedenes nebeneinander gedeihen kann: Auf Offenheit, Fehlertoleranz, Improvisationsgeschick, Nachsicht, Courage, Grosszügigkeit - und Humor.